«Covid-19 ist ein Paradebeispiel für die Ereignisbewältigung als Verbundsaufgabe»

Im Dezember 2019 orientierte man mich am ­wöchentlichen Lagerapport im Amt für Militär und Bevölkerungsschutz über eine mysteriöse Krank-
heit, welche in China ausgebrochen ist.

Bereits am 24. Januar 2020 gab es einen ersten Verdachtsfall auf Covid-19 im Kanton Basel-Landschaft, weshalb ich als Leiter des kantonalen Krisenstabes unmittelbar einen Rapport mit dem Kernstab des Krisenstabes und dem Kantonsärztlichen Dienst einberufen habe. Am gleichen Tag kommunizierte die WHO den Ausbruch eines neuartigen Corona-Virus in China. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war mir bewusst, dass wir uns auf die Bewältigung einer Pandemielage einstellen müssen. Aufgrund des anfänglich beschränkten Wissensstandes über das Virus war die Verunsicherung in der Bevölkerung, aber auch bei den Ereignisdiensten stark spür- und wahrnehmbar.

Rund einen Monat später, am 28. Februar 2020, ordnete der Bundesrat Massnahmen der besonderen Lage an und der Regierungsrat des Kantons Basel-Landschaft beauftragte den Kantonalen Krisenstab, diese umzusetzen, und beschloss, den kantonalen Pandemieplan zu aktivieren.

Ab diesen Moment waren der Krisenstab und somit auch ich als dessen Leiter in einem Permanent-­Modus für die Ereignisbewältigung in Zusammenhang mit Covid-19 verantwortlich. Die Situation war extrem belastend, zumal täglich neue Fallzahlen ­dazukamen und eingeleitete Schritte kaum Wirkung zeigten. Am 8. März 2020 gab es den ersten Covid-19 bedingten Todesfall im Kanton Basel-Landschaft, welcher auch gleichzeitig der erste in der Deutschschweiz war.

Mit dem Aufbau der beiden Abklärungs- und Test­stationen (ATS), mobilen Test-Teams sowie dem Umbau des Bruderholzspitals in ein Covid-19-Referenzspital wurde innert weniger Tage ein Kraftakt geleistet, bei welchem den Mitgliedern der Ärzte­gesellschaft Baselland eine tragende Rolle zukam. Grundsätzlich war Covid-19 ein Paradebeispiel für
die Ereignisbewältigung als Verbundsaufgabe mit den Spitälern, den kommunalen Führungsstäben, ­Zivilschutz, Armee und allen voran der Ärztegesellschaft. Der Besuch der Covid-19 Intensivstation auf dem ­Bruderholz, das Bangen um das rechtzeitige ­Eintreffen von zusätzliche Respiratoren sowie dem Standard-Narkosemittel Propofol waren dabei Eindrücke, die sich sehr tief ins Erinnerungsvermögen eingebrannt haben.

Erst mit der Umsetzung stärkerer Massnahmen Mitte März 2020 durch den Kanton und tags darauf durch den Bund entschärfte sich die Lageentwicklung mit zweiwöchiger Verspätung. Dies erlaubte es den Beteiligten, ein erstes Mal aufzuschnaufen. Der unermüdliche Einsatz über eine längere Zeit und der Anspruch der permanenten Verfügbarkeit zerrten stark an den Kräften der Involvierten.

Auch die zweite Welle erforderte ­wiederum grosse Kraftakte; schwer­gewichtig beim Schutz vulnerabler ­Bevölkerungsgruppen und der Ver­sorgung der Be­völkerung mit dem ­Covid-19-Impfstoff.

In all dieser Zeit war stets Verlass auf die Mitglieder der Ärztegesellschaft Baselland.

Als Mitdenker und Sparring-Partner bei den diversen Konzeptionen zum Testing, Referenzspital, Tracing und Impfen.

Als «Mitchrampfer» an der Front in den Abklärungs- und Teststationen sowie in den Impfzentren.

Als Netzwerker bei der Vermittlung von Schlüssel­personen für Projekte und gewichtige Leitungsfunktionen.

Es bleibt der Dank an Sie alle, die sich unermüdlich zugunsten von Leib und Leben der Bevölkerung ein­gesetzt haben. Und es bleibt eine starke Verbundenheit mit der Ärztegesellschaft Baselland und dessen Vorstandsmitgliedern.

Patrik Reiniger

Leiter des Kantonalen Krisenstabes und des Amtes für Militär und Bevölkerungsschutz Basel-Landschaft