humeyra: Kinder haben hohe Priorität

Der Verein humeyra wurde 2020 gegründet, um sich für die psychosoziale Gesundheit von Geflüchteten, Asylsuchenden und ­Personen mit Migrationsgeschichte einzusetzen. Ziel des Vereins ist es, im Rahmen verschiedener Projekte zur Weiterentwicklung der transkulturellen Psychotherapie und Psychiatrie beizutragen. humeyra schafft Zugang zu niederschwelligen psycholo­gischen, psychotherapeutischen, psychosozialen und psychiatrischen Angeboten in der Region Basel und vernetzt Menschen. Das Gesundheitsdepartement Basel-Stadt, das Schweizerische Rote Kreuz Basel-Stadt, die Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel sowie die Postgradualen Studiengänge in Psychotherapie Basel unterstützen das Vereinsengagement.

Wir haben das Angebot bewusst so konzipiert, dass auch die Helpers, das heisst die Gastfamilien und Dolmetschenden, die Möglichkeit zur ­Unterstützung bekommen. Bei den formellen Anmeldungen waren es dann aber meist Flüchtende selbst, die den Kontakt suchten. Häufig meldet sich eine Person über das Formular an, im direkten Kontakt zeigt sich dann, dass viel­fältige Kontakte und Beziehungsnetzwerke bestehen, in die wir dann Einblick bekamen. Die Themen sind natürlich vielfältig. Zunächst konnten wir An­liegen erkennen, die übliche Aspekte der Sozialarbeit betreffen: Orientierungshilfe bei Ämtern und Behörden und Fragen zu ­Arbeit und Ausbildung. Ein ganz grosser Themenbereich sind familiäre Problem­situationen. Häufig wurden auch Kinder angemeldet, die zum Beispiel in der Schule auffällig wurden. Die anhaltende Unsicherheit bezüglich der Situation der in der Ukraine zurückgebliebenen An­gehörigen stellt eine grosse Belastung dar. Schliesslich sind es psy­chische ­Symptome, die sich zeigen, vor ­allem Ängste und depressive Symptome. ­Häufig wird ein Rückzugsverhalten beobachtet. Auf dem Anmeldeformular können auch in der Fremdsprache bereits konkrete Symptome angegeben werden, was eine gezieltere Planung der ­Unterstützung ermöglicht.

Aus der Sicht der Flüchtenden ist es ­häufig schwierig, Hilfe überhaupt an­zunehmen. Hier spielt die Angst vor Stigmatisierung eine Rolle. Es ergaben sich manchmal schwierige Situationen, zum Beispiel, wenn eine Anmeldung durch die Gastfamilie erfolgte, sich dann aber zeigte, dass die betreffende Person zunächst gar keine Hilfe annehmen wollte. Während die Gastfamilien die Geflüchteten rasch ermuntern, verschiedene Hilfsangebote in Anspruch zu nehmen, ­brauchen die Geflüchteten vor allem zu Beginn Schutz, Sicherheit, Ruhe und ­Konstanz. So hat das geordnete und ­sichere Unterbringen der Kinder für die meisten Geflüchteten eine ganz hohe Priorität, oft noch vor der Suche nach Hilfsangeboten für sich selbst.

humeyra hat einen Pool von Fachper­sonen zusammengestellt. Hierbei sind vorwiegend Gesundheitsfachleute aus der Klinischen Psychologie, der Psychiatrie und der Pflege vertreten, ebenso Fachpersonen aus der Sozialarbeit. Wir können keine Langzeit-Psychotherapie anbieten, aber in einer ersten Phase ­einen Kontakt aufbauen, mit Fachlichkeit und mit Blick auf das System, um dann auch eine Vermittlung zu privaten Praxen oder zur UPK zu erreichen. Ins­gesamt ist unser Eindruck, den wir auch an Weiterbildungen und Informationsveranstaltungen von humeyra erlebt ­haben, dass der Grossteil der Konkreten Hilfen von Freiwilligen getätigt wird.Überraschend viele Kontakte und Hilfsan­gebote ergeben sich auch über das ­Engagement der Dolmetschenden. Die Solidarität in der Gesellschaft ist nach wie vor gross, der Dank gebührt allen freiwilligen Helpers.

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Bei PM+ und den Aktivitäten von Spirit handelt es sich um einen Peer-to-peer-Ansatz. Betroffene helfen Betroffenen, was die üblichen transkulturellen Herausforderungen deutlich vermindert. ­Inhaltlich geht es um eine Vermittlung von Stressbewältigungsstrategien, die im Einzel- und Gruppensetting angewandt werden können. Es ist wie ein Schneeballprinzip vorstellen, in dem über eine Ausbildung und Weiterbildung von Betroffenen eine ­zunehmende Anzahl von Menschen erreicht werden kann. Federführend zum Thema PM+ ist in der Region Basel das SRK. humeyra hat hier einen Beitrag zur Einführung und Koordination geleistet, beispielsweise bei der Auswahl der Helpers. Das Projekt ist in Basel am Anlaufen, die strukturierten Trainings für Helpers sind nahezu ab­geschlossen, und die Helpers beginnen nun, mit Personen in ihrem eigenen Umfeld erste Interventionen durchzuführen. Als ersten Schritt haben damit alle ­Helper drei Fälle mit je fünf Sitzungen zu leiten. Dabei ist auch eine qualifizierte Super­vision vorgesehen. Der Ansatz bestand bereits vor 2022, hat aber durch die Si­tuation mit der Ukraine mehr Schub erhalten, da die politischen Entscheidungstragende aktiver wurden.

Die Fragen stellte Dr. med. Burkhard Gierer

Literatur
1 Spirit – Scaling –up Psychological Interventions in Refugees in Switzerland

Sou Bouy Lo, M.Sc.

Präsidentin von humeyra

Dr. med. Burkhard Gierer

Mitglied der Redaktion