«Prosalute» und «humeyra»: Psychosoziale Hilfe und Unterstützung für Flüchtlinge

Migrationsbewegungen verlaufen selten geordnet und kontrolliert. Die histo­rischen Erfahrungen der Schweiz mit der Migration von vorwiegend «Gast­arbeitern» beispielsweise in den 1960er Jahren weisen noch auf eine in gewisser Weise geplante Integration der Migranten hin. Nachdem die Hochkonjunktur nach dem 2. Weltkrieg die Menschen als Arbeiter ins Land gebracht hatte, führte die Wirtschaftskrise nach dem Ölschock von 1973 zu einer massenhaften Remigration. Auch in der Folge spielten bei ­Migrationsbewegungen ökonomische Gegebenheiten eine wichtige Rolle.1

Die gegenwärtige Situation weist da­gegen im historischen Vergleich auf eine nahezu unübersichtliche, instabile und krisenhafte Migration von Menschen hin. Hintergrund der Migration sind ­vermehrt gewaltsame Konflikte in den Herkunftsländern, wobei der Krieg in der Ukraine die Krisenhaftigkeit und Grös­senordnung der Migration und Flucht­bewegungen nochmals neu definierte. Nachdem die Pandemie für einen Rückgang der Zahl der Flüchtenden gesorgt hatte, sind nun wieder so viele Menschen auf der Flucht wie in den Jahren 2015/16.2

Die Menschen flüchten weiterhin aus ­Afghanistan, Eritrea und der Türkei. Aus der Ukraine sind bislang über 60’000 Menschen mit Schutzstatus S in der Schweiz aufgenommen worden. Im psychosozialen Bereich ergeben sich viel­fältige Schwierigkeiten, die Politik und die Gesundheitssysteme vor neue Herausforderungen stellen. So weisen zum Bespiel bis zu 60 Prozent der Menschen mit ­einer Fluchterfahrung psychische ­Erkrankungen, oft in Form einer Traumafolgestörung, auf.

Die Synapse stellt nachfolgend zwei re­gionale Initiativen – «Prosalute» und «humeyra» – mit zwei Interviews vor, die sich neben dem regulären Hilfssystem (SRK, Kantonale Spitäler) als noch junge Vereine der Verbesserung der Lebens- und Gesundheitssituation von Flüchtenden und Migranten widmen. Das Engagement ist beeindruckend und weist beispielhaft auf zukünftige Möglich­keiten hin, den krisenhaften globalen Entwicklungen zu begegnen, die durch die Migration auch die Schweiz betreffen.

Literatur
1 D’Amato, Gianni (2008) Historische und soziolo­gische Übersicht über die Migration in der Schweiz, Schweizerisches Jahrbuch für Entwicklungspolitik
2 NZZ, 7.10.2022

Dr. med. Burkhard Gierer

Mitglied der Redaktion Synapse