Eine Taskforce zur Unterstützung des ukrainischen Gesundheitswesens

Die Schweizer Taskforce zur Unterstützung des ukrainischen Gesundheits­wesens wurde Anfang März 2022 ge­gründet, als Russland die Ukraine mit voller Wucht angriff. Zu dieser Zeit ­standen die ukrainischen Spitäler unter enormem Druck, denn sie nahmen nicht nur Verletzte auf und behandelten Kranke, sondern dienten auch als Unterkunft für viele Zivilisten. Aus diesem Grund musste das Gesundheitspersonal ununterbrochen arbeiten – viele kamen am 24. Februar mit Koffern zur Arbeit und verliessen ihre Spitäler in den folgenden Wochen nicht mehr. Deshalb hat sich unsere Taskforce (bestehend aus H + Die Spitäler der Schweiz, Friends of ­Ukraine, Zürich hilft der Ukraine [Zhdu] und Ärzte Gesellschaft Basel-Land) zum Ziel gesetzt, unseren ukrainischen Kolleginnen und Kollegen alles zur Verfügung zu stellen, was sie für ihre Arbeit benötigen: Material, Wissen und kollegiale Unterstützung. So förderten wir Partnerschaften zwischen schweizerischen und ukrainischen Spitälern, wobei die Idee, Verbindungen zwischen Gesundheitseinrichtungen herzustellen, auf grosses Interesse und Unterstützung seitens der ukrainischen Botschaft in der Schweiz stiess.

In den letzten acht Monaten hat unsere Taskforce mit vielen bedeutenden Organisationen zusammengearbeitet, die uns alle unterstützen, darunter ATLS Faculty Switzerland, Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), Dräger Schweiz, Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte FMH, Koordinierter ­Sanitätsdienst (KSD), Masimo, Rotary ­District 1980, Save Ukraine, Schweizer ­Armee, Swiss Medi Kids, pädiatrie schweiz und Hamilton Medical. Unsere Partner in der Ukraine sind Prof. Dr. ­Marina Mamenko, Präsidentin der Uk­rainischen Pädiatrischen Gesellschaft, Anastasia Magerramova, Kommunika­tionsleiterin des grössten Kinderspitals in der Ukraine, und ihre Teams sowie NGO aus der Ukraine.

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Ankunft der Rollstühle in Krywyi Rih.

Aufbau von Partnerschaften mit Spitälern
Partnerinstitutionen sind ukrainische Spitäler, mit denen wir in engem Kontakt stehen und die wir im gegenseitigen Austausch unterstützen, beispielsweise bei der Beschaffung von medizinischem Material, durch Beratung in der Therapie von komplexen Patientinnen und Patienten und bei der Weiterbildung. Einige Spitäler ­haben Partnerspitäler in der Schweiz, von denen sie unterstützt werden. Zurzeit arbeiten wir mit rund zehn Spitälern in der Ukraine zusammen, darunter mit Ochmatdyt, dem grössten Kinderspital der Ukraine. Weiter haben wir gute Zusammenarbeiten zwischen dem Universitätsspital Basel und dem Regionalspital Lwiw sowie dem Zollikerberg Spital und dem Vynogradiv Spital, einem kleinen Spital in den Karpaten. Gemeinsam mit Ochmatdyt halten wir regel­mässige Sitzungen als medizinischer Beirat ab, um Fälle von Patientinnen und Patienten mit akuten Erkrankungen zu besprechen. In diesem Gremium sind 22 Spezialistinnen und Spezialisten verschiedener Fachrichtungen wie Neurochirurgie, Orthopädie, Physiotherapie, Anästhesiologie usw. involviert.

Fürsorge für junge Patientinnen und Patienten und ihre Familien
Wenn das Gremium entscheidet, dass ein ukrainisches Kind von einer Behandlung in der Schweiz profitieren könnte, organisiert unsere Taskforce nach Rücksprache mit den Behörden die medizi­nische Evakuierung. Dafür erstellt die Taskforce eine Checkliste, um den Prozess der medizinischen Evakuierung von Kindern und ihren Familien zu beschleunigen. So konnte im Juni 2022 ein Mädchen mit einer Schrapnellverletzung im Kopf nach Basel ins UKBB übergeführt ­werden. Zwei weitere Fälle sind in Ab­klärung, wobei wir Schweizer Gesundheitseinrichtungen suchen, die diese Kinder aufnehmen können. Wenn die ­Familien mit einem verletzten Kind in die Schweiz kommen, werden sie von uns und unseren NGO begleitet.

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Patienten im Keller des Kinderspitals Ochmatdyt während eines Bombenalarms.

Austausch von medizinischem Wissen
Bis heute sind Weiterbildungen wie ­Advanced Trauma Life Support (ATLS) und Pediatric Advanced Life Support (PALS) in der Ukraine nicht etabliert. Auf Anfrage von unseren ukrainischen Kollegen haben wir zusammen mit ATLS Faculty Switzerland eine kurze Version des ATLS-Kurses über Zoom aufgebaut. Gleichzeitig haben wir zusammen mit Swiss Medi Kids und der ukrainischen pädiatrischen Gesellschaft die Kurs-­Videos des APLS (Advanced Pediatric Life Support) ins Ukrainische übersetzt. Die Videos sind ein Erfolg – mehr als 1512 ­ukrainische Ärztinnen und Ärzte haben von den Filmen schon profitiert».

Unterstützung der Gesundheits­einrichtungen
Die Taskforce hat sich von Anfang an ­aktiv an der Bereitstellung der notwen­digen medizinischen Ausrüstung und deren Transport in die Ukraine beteiligt. Seit März dieses Jahres haben wir mehr als 123 Tonnen Hilfsgüter geliefert. Die jüngste Hilfe hat 80 Rollstühle und 30 Rollatoren umfasst. Gemeinsam mit der NGO «Zürich hilft der Ukraine» und drei ukrainischen NGO haben wir diese Hilfsmittel an sieben ukrainische Gesundheitseinrichtungen geliefert. Vor ­allem frontnahe Spitäler sind sehr froh um diese Unterstützung, sie haben einen grossen Bedarf.
Auf Weihnachten hin haben wir einen Traum: Wir möchten möglichst viele Mütter mit einem kleinen Weihnachtsgeschenk überraschen, das ihren Neu­geborenen in den winterlichen Temperaturen warm geben soll. Sie sollen einen Schlafsack und eine Kinderwärmeflasche erhalten.

Dr.med. Conrad E. Müller

Vize-Präsident Ärztegesellschaft Baselland

Lita Nguyen

Projektmitarbeiterin