Arbeitsinhalte und -bedingungen verbessern

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen

In dieser Ausgabe der Synapse erfahren Sie Wissenswertes zur «künstlichen Intelligenz» (KI). Es existiert vonseiten der FMH, online frei verfügbar, eine aktuelle Schrift zu diesem Thema, die einerseits den Nutzen und andererseits aber auch Herausforderungen thematisiert und Forderungen in Zusammenhang mit dem ärztlichen Alltag stellt. Gewisse Fachleute ziehen denn auch den Begriff «augmented intelligence» dem Begriff KI vor. Die KI dürfte letztlich immer nur so gut sein wie ihre Programmierer.

Gerade beim Verfassen dieses Editorials Mitte Januar 2023 wird in der Sonntagspresse vor dem Kollaps des Gesundheitswesens und der Notfallstationen ­gewarnt. Wir bewegen uns im Schnellzugtempo auf eine toxische Mischung zwischen Fachkräftemangel und Alterung der Bevölkerung zu.

Und in Bezug auf die Zulassungsbeschränkung führen wir schlichtweg die falsche – nämlich gestrige – Diskussion. Nicht die Überversorgung der Vergangenheit, sondern der bereits bestehende ­Mangel der Gegenwart und die zunehmende Ver­sorgungsknappheit der Zukunft müssen diskutiert und angegangen werden.

Die Absicht des Gesundheitsministers, das ak­tuell noch beste Gesundheitswesen in Europa an die Wand zu fahren, zeigt Wirkung, da die Entschädigungen schon lange nicht mehr sach­gerecht sind, die Grundversorgung und ins­besondere die Kinderspitäler gefährden und gemäss NZZ nicht mal mehr für grosse Player, wie zum Beispiel Medbase, rentabel sein sollen.

Liegt das partnerschaftliche System erst einmal am Boden, lässt sich dann ein staatlich subven­tioniertes aufbauen. Wenn Sie die Kostenstrukturen genau ­analysieren, stellen Sie fest, dass der Kanton Waadt unter Herrn Maillard dies­bezüglich bereits eine Vor­reiterrolle einnimmt. Diese Systeme sind noch weniger tragfähig, wie die aktuelle Situation in England, Frankreich, Spanien, Deutschland und den Niederlanden zeigt.

Diese Länder haben aktuell grössere Kosten­anstiege zu verzeichnen als wir. Herr Lauterbach in Deutschland versucht gerade die Pauschalen zu überwinden, die Herr Berset nun einführen will und deshalb den Tardoc blockiert – mit entsprechenden negativen ­Folgen. Vielleicht wird es dann auch bei uns eine ­Zwischenphase mit einer Zweiklassenmedizin geben, die auch die Grundversorgung miteinschliessen wird, wie in den umliegenden Ländern. Dies würde zu massiven Qualitätseinbussen führen und ist aus Public-Health-Sicht wie auch aus (haus-)ärztlicher Sicht ­abzulehnen.

Wir werden uns dieser Entwicklung widersetzen, zugunsten einer optimalen Versorgung unserer Patientinnen und Patienten sowie wegen des drohenden Fachkräftemangels. Denn es genügt nicht, einfach mehr junge Menschen auszu­bilden, wenn diese dann wenig später im Berufsalltag wegen schlechter Arbeitsverhältnisse ­wieder aussteigen. Wir müssen die Arbeits­inhalte und -bedingungen deutlich verbessern (siehe Rubrik «Offensive» auf Seite 12).

Wir wünschen eine abwechslungsreiche Lektüre und freuen uns über Rückmeldungen.

Mit kollegialem Gruss

Dres. med. Tobias Eichenberger und Carlos Quinto

Dr. med. Tobias Eichenberger

Präsident Ärztegesellschaft Baselland und Mitglied der Redaktion

Dr. med. Carlos Quinto

Mitglied Vorstand Ärztegesellschaft Baselland und Redaktion Synapse