«Home Monitoring» ist heute ein Standard

«Home Monitoring» ist ein Teil von «Hospital at Home» und setzt sich immer mehr als Standard durch.
Mit den verfügbaren modernen Sensortech­niken und einfachen digitalen Übertragungsmöglichkeiten können viele Patientinnen und Patienten zu Hause überwacht werden, welche bis anhin wegen ihrer Erkrankung hospitalisiert werden mussten.

Ein Beispiel: D.K., 2 Jahre alt, erlitt im Alter von 1 Jahr eine Hirnblutung, die zu Hirndruck führte und epileptische Anfälle auslöste. Ein ventrikulo-peritonaler Shunt und eine antiepileptische ­Therapie brachten eine gewisse Besserung. Trotzdem kommt es im Verlauf zu Episoden, bei denen nicht sicher ist, ob eine Shunt-Dysfunktion ­vorliegt. Nach Absprache mit dem Pädiater monitorisiert die Mutter bei unklaren Beschwerden, zum Beispiel Erbrechen am Morgen, ihren Sohn und der Arzt kann anhand der Vitaldaten auf seiner Web-Applikation (siehe Abbildung 1, ­Masimo SafetyNet® Sensor am Finger und Arm) und deren Trend die notwendigen Entscheidungen treffen. Das Home Monitoring bringt eine grosse Sicherheit für den Patienten und Beruhigung für die Familie.

Das Home Monitoring hat den Weg geebnet zu «Hospital at Home» und ist konkret ein Teil folgender Versorgungsmodelle:

1. Akute medizinische Versorgung zu Hause (Hospital at Home)

2. Vorzeitige sichere Entlassung nach Hause (Early secure discharge)

3. Verhindern von Spitalaufnahme (Admittance avoidance)

Es wird in der Erwachsenenmedizin angewendet für Patientinnen und Patienten mit folgenden Diagnosen: Pneumonie, Harnwegsinfekt, Divertikulitis, Erysipel, exazerbierte COPD, Herzinsuffizienz und Wundinfekte. Bei Kindern eignen sich Infekte der Luftwege wie die Bronchiolitis, welche überwacht werden müssen.

Ein Erfolgsfaktor für die ambulante Über­wachung ist die Überwachungszentrale, sei es beim Hausarzt oder Pädiater, im Spital oder wie in unserer ­Region die medizinische Notfallzentrale (MNZ).

Die Technik muss einfach vom Patienten zu bedienen und zertifiziert sein, das Onboarding darf nicht zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Ebenso müssen alle Datenschutzbestimmungen ein­gehalten werden. Deshalb setzen sich bei den Erwachsenen als Basis die Überwachungsuhren durch mit zusätzlichen Sensoren bei Bedarf (Blutdruck, Temperatur, Gewichtsmessung). Dies bedingt ein offenes System, welches die ­Integration von Daten von verschiedenen technischen Sensoren erlaubt. Hier ist im Augenblick eine enorme technische Entwicklung von verschiedenen Anbietern im Gange. Die für die Überwachung notwendigen Applikationen auf dem Smartphone dienen nicht nur als Datenüberträger, sondern sind gleichzeitig die tele­medizinische Oberfläche, wo die Daten mit den Patientinnen und Patienten besprochen werden.

Diese Technik bahnt den Weg zum virtuellen Spital. So werden zum Beispiel im West Hertforshire Teaching Hospital Patienten mit Herz­insuffizienz erfolgreich zu Hause behandelt. (1)

Referenzen

1  Auger D, et al.: Heart Failure virtual ward safely reduced acute length of stay: preliminary data on first 183 patients. West Hertfordshire Teaching Hospitals NHS Trust.

Abbildung 1: Home Monitoring (von der Mutter des Patienten bewilligt)

Abbildung 1: Home Monitoring (von der Mutter des ­Patienten bewilligt)

Dr. med. Conrad E. Müller (FMH, MBA)

Vize-Präsident der AeG BL