Die KI muss im Medizinstudium neu positioniert werden

Die Entwicklung der KI stellt die universitäre Ausbildung von Medizinstudierenden vor neue Herausforderungen. Die ­Medizinische Fakultät der Universität Basel hat diese angenommen und passt das Ausbildungscurriculum an.

In nationalen Arbeitsgruppen unter Führung des BAG bzw. der interfakultären Kommission SMIFK überarbeiten und modernisieren Ver­tretungen der medizinischen Fakultäten, der ­Berufsverbände und der Studierenden den derzeit gültigen Fähigkeits- und Lernzielkatalog PROFILES und diskutieren über die Inhalte ­zukünftiger ärztlicher Tätigkeiten. Dabei sei auch die Implementierung von Inhalten zur ­Digitalisierung in das Medizinstudium ein ­wichtiges Thema, unter das die künstliche Intelligenz falle, so berichtet Prof. F. Zimmermann, Studiendekan der Medizinischen Fakultät der Universität Basel. Für die Ausbildung kompetenter Ärztinnen und Ärzte erachtet er es als erforderlich, dass im Rahmen des Stu­diums die Kompetenz vermittelt wird, digitale Systeme in ihrer Zuverlässigkeit einzuschätzen, Plausibilitäten zu beurteilen und diese Systeme im medizinischen Kontext verantwortungsbewusst einzusetzen. Neben Sicherheitsaspekten im Umgang mit digitalen Systemen müssten auch ethische und juristische Fragestellungen thematisiert werden, wie z. B. der Umgang mit Angreifbarkeit und Verantwortlichkeit bei Fehlern durch solche Systeme.

Die Medizinische Fakultät der Universität Basel sei unter der thematischen Führung des Experten Prof. Jens Eckstein* bereits seit einiger Zeit daran, Inhalte im Fachbereich «Digitalisierung in der Medizin» zu definieren, die angepasst an das jeweilige Ausbildungslevel in das Medizinstudium implementiert werden sollten, so Dr. M. Cordes, akademisch Verantwortliche für das Masterstudium Humanmedizin an der Universität Basel. Unter der Leitung von Prof. Eckstein und aktiver Mitarbeit von Basler Absol­ventinnen und Absolventen wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Studiendekanat ein longitudinales Curriculum für diesen Fachbereich entwickelt. Neben dem Themenbereich
der KI sind darin weitere Themen wie z. B. Telemedizin, der Einsatz von Apps oder Wearables in der Patientenbetreuung, Robotik, das EPD oder BigData enthalten. Der Schwerpunkt im Bachelorstudium liegt auf der Vermittlung von Grundlagen, konzeptionell wie auch technisch. Im Masterstudium liegt der Fokus dann vor allem auf dem klinischen Einsatz der Systeme, was mit konkreten Anwendungsbeispielen vertieft und verinnerlicht wird. Immer wieder werden diesbezüglich auch Aspekte des Vertrauens und der Sicherheit sowie ethische Fragestellungen aufgegriffen.

Bereits im letzten Jahr wurde die schrittweise Implementierung der Inhalte in das bestehende Curriculum begonnen,

sodass erste Studierende im Herbstsemester 2022 schon zu einzelnen der oben genannten Inhalte unterrichtet wurden. Für die nächsten Semester sind die Ausweitung der Inhalte und die umfassende Implementierung des longitu­dinalen Curriculums vorgesehen. Durch den schritt­weisen Ausbau können die Inhalte allerdings nicht allen Studierenden sofort in vollem Umfang vermittelt werden. Dennoch ist das Ziel, den Studierenden der höheren Jahrgänge alle wichtigen Inhalte nahezubringen. Über den ­Zugang zu den Lernunterlagen der jüngeren Jahrgänge oder über den Einsatz ausgewählter E-Learnings wird auch ihnen die Möglichkeit ­gegeben, sich alle wichtigen Inhalte im Selbststudium zu erarbeiten.

Dr. med. Mareike Cordes

Dr. med. Mareike Cordes ist akademisch Verantwortliche Masterstudium Humanmedizin, der Medizinischen Fakultät der Universität Basel.

Prof. Frank Zimmermann

Prof. Frank Zimmermann ist Studiendekan der Medizinischen Fakultät, Chefarzt und Professor für Strahlentherapie und Radioonkologie, Ärztlicher Leiter des Tumorzentrums des Universitätsspitals Basel

Dr. med. Christiane Leupold-Gross

Mitglied Redaktion Synapse