Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,
liebe Kolleginnen und Kollegen

Die Ukraine steht für die westliche Welt aktuell als DER Hotspot von unermess­lichem Elend, wir sind konfrontiert mit Bildern von Zerstörung, von Städten und ihren Menschen – von Lebensraum und Leben. Weniger explosiv, aber ebenso ­bedrückend sind andere menschliche Notlagen und Krisengebiete – und damit untrennbar verknüpft die bedrohliche Entwicklung unserer Umwelt und des Klimas dieser Welt. Je grösser und vor ­allem plötzlicher das Elend ist, ­welches wir wahrnehmen, desto grösser, zumindest üblicherweise, ist unser Wunsch, es zu beenden und, wo wir nicht unmittelbar beenden können, zumindest zu helfen und zu lindern.

Von den 3 F der Stressreaktionen, Flight – Freeze – Fight, ist für uns aus ­bisher vergleichsweise recht sicherer ­Distanz das dritte F, der Fight, das En­gagement, die ­angemessene Konsequenz. Nur so können wir dem Elend eine Stimme geben – und Hoffnung!

Akute Hilfsprojekte für Menschen wie der Einsatz der FFFS, Freiwillige für Flüchtlinge Sissach, direkt hier lokal vor Ort oder die Sammelaktion für ein Kinderspital in Kiew durch den RC Basel am Rhein geben jenen Hoffnung, die im Chaos nach Orientierung suchen – auch den Helfenden! Ungerichteter Aktionismus ist nicht nur in der Krise wenig effizient. Statt hilflos in Paralyse zu verharren, braucht es starke Menschen,
die in der Lage sind, die enorme Kraft der Hilfs­bereitschaft zu bündeln, gute Einfälle zu haben und Kanäle zu finden, wie am Ort der Notwendigkeit diese Hilfe schliesslich umgesetzt werden kann. So geschehen durch die Anfang März 2022 neu gegründete Schweizer Taskforce zur Unterstützung des ukrainischen Gesundheitswesens. Sie konnte, hochprofessionell organisiert, ein beeindruckendes und wirk­sames Netzwerk auf die Beine stellen, ­Chapeau!

Leadership und Energie be­nötigen auch Projekte, die weniger aus ­unmittelbarem Unglück hervorge­gangen sind, sondern mehr bei chronischen Wunden ­ansetzen: Ein solches ist das Hausarzt-Projekt in ­Moldawien, eine Herzensange­legenheit von Prof. Andreas Zeller vom Institut uniham-bb.

Verbunden mit dem dritten F, dem Fight, ist auch unsere neue Rubrik «Offensive» als Antwort auf die gesundheitspoli­tischen Entwicklungen in der Schweiz. Die letzte Synapse-Ausgabe mit dem Schwerpunktthema «Offensive» hat ­dargelegt, warum wir mit dem Fokus auf unsere Patientinnen und Patienten unverzüglich gezwungen sind, aktiv zu handeln, und nicht mehr im Status der Passivität und Hoffnung verharren dürfen – erfreulicherweise haben wir dazu bereits ermutigende Reaktionen von Ihnen, dem Leserpublikum, erhalten. Mit der Rubrik «Offensive» bieten wir fortan eine Plattform für Analysen und ­Reaktionen und werden hier regelmässig über den Fortschritt unserer Kampagne ­informieren.

Dem Leid und Elend, akut oder chronisch, aufgrund von kriegerischen Aus­einandersetzungen oder falschen gesundheitspolitischen Entwicklungen, eine Stimme und damit Hoffnung zu ­geben, ist das Mindeste, was man tun kann. Wir als Synapse-Redaktion tun dies in dieser vorweihnachtlichen Ausgabe. Im Namen der gesamten Redaktion wünsche ich ­Ihnen eine besinnliche und hoffnungsvolle Weihnachtszeit.

Dr. med. Christiane Leupold-Gross

Mitglied der Redaktion Synapse