Prosalute: «Sorgen teilen»

Als transkulturelles Kompetenzzentrum für psychische und physische Gesundheit engagiert sich «Prosalute» seit der Gründung im Januar 2020 im Bereich Migration, Gesundheit und Chancengleichheit. Mithilfe von Beratungen soll die gesundheitliche und psychosoziale Versorgung von Migrierten, Geflüchteten und Armutsbetroffenen verbessert werden. Mit dem ersten Projekt ­bietet Prosalute eine aufsuchende, niederschwellige psychosoziale Beratung an, die von Fachpersonen durchgeführt wird. Ziel ist es, deren Ressourcen (Empowerment) und Resilienz zu fördern, Hilfe zur Selbsthilfe im Gesundheitskontext und Unterstützung bei der Entwicklung ihrer Selbstwirksamkeit an­zubieten. Dazu gehört auch, die psychische Gesundheitskompetenz und das Selbstwertgefühl zu stärken.

Prosalute ist auf der Basis meiner soziologischen Forschungsarbeit und aus langjähriger beruflicher und persönlicher Erfahrung mit der Beratung und Unterstützung von Menschen mit Migrations- und Fluchterfahrung in einem aufsuchenden Setting entstanden. Hierbei bestand ein wichtiger inhaltlicher Schwerpunkt in der ­Gesundheitsberatung bei psychischen Erkrankungen Migrierten und ­Geflüchteten. Der Verein mit Vorstand und fachlichem Beirat wurde im Sommer 2021 lanciert. Nach Kriegsbeginn in der Ukraine hat Prosalute rasch ein Angebot einer Gesprächsgruppe für Geflüchtete entworfen und umgesetzt. Unserem ­Ansatz entsprechend wurden die Gesprächsgruppen mit Fachpersonen durchgeführt, die über Erfahrungen in der Beratung und der Gesprächsführung mit Geflüchteten und Migrierten ver­fügen. Unsere Erfahrungen zeigten, dass die Reaktionen der Teilnehmer ganz ­unterschiedlich waren. Einerseits war häufig die Sorge um das Wohlergehen der eigenen Familie und Angehörigen, die ja zum Teil noch in der Ukraine leben, im Vordergrund. Neben grosser Dankbarkeit für die Möglichkeit zum Gespräch beobachteten wir auch Blockaden der Kommunikation.

Besonders wichtig erschien uns, den Betroffenen Halt in einer Gemeinschaft zu geben, damit sie in einem geschützten Rahmen offen sprechen und in einer ­Kultur der Herzlichkeit auch Annahme und Akzeptanz spüren können. Dass da Platz war zum Erzählen der eigenen ­Geschichte, war ein ganz wesentlicher Punkt, ebenso natürlich, dass dies ohne Druck oder Verpflichtung möglich war. Dies ermöglichte eine offene Gesprächskultur. Eine Unterstützung durch Dolmetscher war dabei gewährleistet. Sorgen teilen können war ein wiederkehrendes Thema, auch in der Annahme, die jeweiligen Gastfamilien damit nicht zu sehr belasten zu wollen.

Für die Kinder und Jugendlichen haben wir eine Bewegungs- und Malgruppe angeboten, die in einem grossen Pfarreisaal stattfand. Die Kinder, meist im Primarschulalter, wurden dabei durch ihre Mütter begleitet. Die Möglichkeit zur freien Bewegung kam bei den Kindern gut an. Die Freude der Kinder wahrzunehmen, führte auch zu einer Entlastung der Mütter. Das ruhige, gemeinsame Malen von Müttern und Kindern führte zu einer entspannten Atmosphäre.

Der Verein arbeitete bislang ehrenamtlich, die ­Organisation ist in der Aufbauphase. Wir wollen uns mit unserer migrationsspezifischen Expertise, transkulturellen Kompetenzen und einem aufsuchenden Ansatz etablieren, um die gesundheitliche Chancengleichheit von sozial Benachteiligten zu fördern. Dank der Unterstützung von Stiftungen und dem Gesundheitsdepartement Basel-Stadt und der Fachstelle Diversität und Integration wird Prosalute ab Januar 2023 sowohl im Kanton Basel-Stadt wie auch im Kanton Basel-Landschaft eine aufsuchende psychosoziale Beratung für Migrierte und Geflüchtete in ihrer Muttersprache anbieten. Die aufsuchende psychosoziale Beratung von Prosalute, die durch Fachpersonen durchgeführt wird, ist ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zu anderen Organisationen. Treffpunkte für Interessierte sind beispielsweise die Quartiertreffpunkte in der Stadt. Räumlichkeiten für Treffen ­haben wir auch von verschiedenen Sprachinstituten zugesagt bekommen. Dort wird es möglich sein, die Menschen zu erreichen, die an Sprachkursen teilnehmen. Die Beratung steht allen offen und ist kostenlos. In Abklärung ist die Idee, über eine Zusammenarbeit mit Hausärztinnen und Hausärzten einen Kontakt herzustellen.

Die Fragen stellte Dr. med. Burkhard Gierer

Dr. phil. Amina Trevisan

Gründerin und Präsidentin von Prosalute

Dr. med. Burkhard Gierer

Mitglied der Redaktion Synapse